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Deutsche Marathon-Bilanz Männer

Heinig: "Perspektivisches Training in Richtung 2002"

15.01.2001

"Über Vergangenes zu sprechen, dazu bin ich nicht berechtigt. Aber eines ist für mich klar: Ich fange bei Null an!" Für Wolfgang Heinig, eigentlich ein alter Hase im Marathongeschäft, mit zahlreichen Erfolgen vornehmlich im Frauenbereich, wird die Disziplinübernahme Marathon Männer zu einer echten Herausforderung: Zwei Deutsche zwar bei Olympia, aber enttäuschende Resultate für Carsten Eich und Michael Fietz, der Jahresbeste Fietz ist zudem mit 2:11:28 Stunden nicht unter den Top 100 weltweit, Spitze wie Breite im olympischen Jahr mangelhaft entwickelt, hoffnungsvoller Nachwuchs nur ansatzweise erkennbar. "Wir haben in den letzten zehn Jahren kontinuierlich an Boden verloren", anaysiert Heinig die Disziplin bei der Übergabe und blickt etwas wehmütig auf Olympia 1992, als ein Stephan Freigang hinter Young-Cho Hwang und Koichi Morishita über die Marathondistanz Bronze gewann.

Das war einmal. Derzeit sind die Deutschen um Längen von der internationalen Güteklasse entfernt. Dem mitfavorisierten Carsten Eich lief im Frühjahr entlang Hamburgs Außenalster das Spitzenfeld mit einer Schlagzahl in Richtung 2:11 davon, während zur gleichen Stunde Michael Fietz hinter einem Pulk afrikanischer und auch europäischer Cracks in 2:11:28 immerhin noch schnell genug lief, um sich für Sydney zu qualifizieren. Im Bereich unter 2:15 blieb alleine noch Uli Steidl. Der eigentliche Bergläufer wusste sich neben seiner Dozententätigkeit auf amerikanischen Straßen die nötige Wettkampfhärte für zumindest 2:13:56 zu holen, was hier zu Lande schon zum dritten Ranglistenplatz ausreicht. Wo andernorts im Herbst zum Sturm auf die Bestmarken geblasen wurde, da übten sich die deutschen Marathonläufer in Bescheidenheit. Dirk Schinkoreit lief als Sechster in Köln mit indiskutablen 2:18:46 noch die schnellste Endzeit aller deutschen Läufer, einschließlich der Olympiastarter!

"Michael braucht eine Strecke, auf der er ins Rollen kommt", blickt Fietz-Trainer Tono Kirschbaum auf die Saison zurück. "Als ich das Streckenprofil in Sydney gesehen hatte, wusste ich eigentlich schon, dass es im Normalfall nichts werden würde. In Rotterdam hingegen hat einfach alles gestimmt, auch wenn das Anfangstempo mit Kurs unter 2:10 auch keinesfalls ideal war!" Michael Fietz war auf dem schnellen Rotterdamer Kurs allerdings auch nicht aus dem kontinuierlichen Training heraus gelaufen, sondern immer wieder mit dem Handikap verletzungsbedingter Rückschläge. "Sein Problem sind die hohen Trainingsumfänge über mehrere Wochen hinweg".

Diese kann Carsten Eich ohne weiteres. Und dennoch war im Olympischen Jahr der Wurm drin, trotz eines ermutigenden Auftritts bei den Halbmarathonmeisterschaften in Freiburg. "Wir haben methodisch keine Fehler gemacht", wehrte Trainer Axel Krippschock entschieden ab. "Es ist auch müßig, in den Details nach Fehlern zu suchen. Fakt ist, dass Carsten sich in Südafrika einen Virus eingefangen hat, der heute noch die Regenerationsfähigkeit einschränkt".

Wie es um die zweite Reihe bestellt ist, das wurde den Verantwortlichen bei den Titelkämpfen in Duisburg vor Augen geführt, als der Titel an Matthias Körner in 2:20:05 ging. Oder bei den auch international im Kurs stehenden Stadtmarathonläufen in Hamburg, Köln oder Frankfurt. Andere wie Sebastian Bürklein, der im Jahr zuvor als Fünfter in Frankfurt ein vielbeachtetes Marathon-Debüt gegeben hatte, sind nahezu komplett ausgefallen. Ein Muskelanriss hatte bei den 10 000 m-Meisterschaften in Troisdorf ein schnelles Ende beschert. "Wir haben das komplett auskuriert, alles andere wären Halbheiten gewesen", so Trainer Tono Kirschbaum. Die Bemühungen des ausgeschiedenen Bundestrainers Winfried Aufenanger, mit der Förderung des Marathon-Nachwuchses zeigten bislang wenig Erfolge. Der Berlin-Marathon unterstützte Trainingsmaßnahmen junger Läufer in der Vorbereitung auf den unbestritten attraktivsten deutschen Marathon, von denen der 23jährige Nick Erhardt mit 2:22:34 dann noch der schnellste war. Auch wenn im Jahr 2000 das Ergebnis keinesfalls zufriedenstellend war, es bleibt zu hoffen, dass engagierte Organisatoren wie es Horst Milde in Berlin nun einmal ist, ihre Veranstaltungskasse offen lassen, um dem Nachwuchs mit der entsprechenden Vorbereitung bei großen Stadtmarathonläufen ein Forum zur Entwicklung zu bieten.

Wie geht es aber weiter mit unseren aktuellen Leistungsträgern? "Carsten hat ein Potenzial für den Deutschen Rekord" richtet Axel Krippschock den Blick nach vorne und weist den Weg: "Wir werden altbewährtes wieder einbringen. Für Carsten heißt dies, er wird wie ein 10 000 m-Läufer trainieren und damit ein gutes Marathontraining absolvieren!" Auch Tono Kirschbaum geht mit Michael Fietz den Weg über die Unterdistanzen - zu einem Herbstmarathon. Das passt in das Konzept von Bundestrainer Heinig, der mit einem "perspektivischem Training" die Europameisterschaften in München als ersten Höhepunkt seines Wirkens sieht und dabei fest auf Eich, Fietz und - möglicherweise auf Jirka Arndt bauen wird, der die Marathondisziplin mittelfristig ins Visier genommen hat. Einen Neueinstieg nach mehreren schwachen Auftritten plant zumindest Stephan Freigang (wiederum mit Heimtrainer Heinig) im runderneuerten Leipzig-Marathon Ende April.

Werner Grommisch, der seit Jahren mit dem straßenlaufenden Nachwuchs befasst ist, sieht das bislang praktizierte Konzept mit der Hinführung junger Läufer zur Straße allerdings nicht als gänzlich gescheitert an, auch wenn einige hierfür Verantwortliche in der Zwischenzeit ausgeschieden sind. "Natürlich ist es nicht so gelaufen, wie wir es uns erhofft haben. Für uns wird künftig erschwerend hinzukommen, dass für die U 23-Athleten attraktive Schwerpunkte wie der Straßenlauf-Länderkampf künftig wegfallen. Es stellt sich deshalb für uns natürlich die Frage: Wie können wir diese Leute dennoch auch künftig gut betreuen!"

Wo sind sie, die Athleten mit Perspektiven? Maximilian Bahn, Martin Beckmann, Volker Fritzsch, Alexander Lubina, das sind zumindest vier junge Läufer, denen Grommisch eine positive Entwicklung bescheinigt. "Da ist Potenzial vorhanden. Allerdings geht es nicht so schnell voran, wie wir es gerne hätten!" Während beispielsweise ein Bahn unter der Betreuung von Heimtrainer Thomas Eickmann eher umfangsorientiert ist, wird ein Beckmann dies nach bisheriger Entwicklung auf den Unterdistanzen nun mit einer größeren Kilometerleistung nachholen wollen. Dagegen ist der 10 000 m-Juniorenmeister Lubina vorerst aus diesem Kreis ausgeschieden, er wird sich zunächst weiter den kürzeren Distanzen zuwenden. Für die Straßen-Orientierung kommt erschwerend hinzu, dass es den so genannten Straßenkader künftig nicht mehr geben wird. "Dieser Schwerpunkt geht natürlich verloren!" bedauert Grommisch, der in der Assistenz mit Lutz Zauber unter der Federführung von Henning von Papen den Langstreckenbereich männlich und weiblich bearbeiten wird. "Für den Straßenlauf wird dies ganz schwer werden!" Das glaubt auch Winfried Aufenanger, der nach zwanzig Jahren Tätigkeit als Disziplintrainer ausscheidet: "Der Druck wird größer werden. Neue Strukturen sollen schließlich auch neue Erfolge bringen!" Positiv an der neuen Struktur ist freilich eines: Die bislang hier und aufgetretene Konkurrenz unter den Disziplinen dürfte wegfallen. Es lässt sich an einem Strang ziehen. Aber - Grommisch macht sich nichts vor, derzeit sind die Aussichten auf eine Belebung der nationalen Spitze schwer: "Die Langstrecke ist eine Arbeitsdisziplin. Wir haben kein überfliegendes Talent. Nur mit viel Fleiß und Einsatz kann auch ein kleiner internationaler Einstieg gefunden werden!"

Wilfried Raatz


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