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Freiburg im Marathonfieber
12 000 Finisher in Freiburg – Lokalmatador Max Frei und Vorjahressiegerin Birgit Bartels Schnellste im Südbadischen – Martin Beckmann und Jeannette Vrga triumphierten auf der Halbdistanz - Randnotiz: Dieter Baumann und Stéphane Franke am Start, doch kein
22.04.2005
„Sieger ist die Stadt Freiburg“, das war der einhellige Tenor bei der Siegerehrung des zweiten Freiburg-Marathon auf dem Messegelände vor den Toren der idyllischen Universitätsstadt im Breisgau. Dies gilt ohne Wenn und Aber, denn 14 018 Anmeldungen, 8 797 Finisher im Halbmarathon und 2 912 im Marathonlauf sowie zusätzlichen 251 beim SWR-Projekt „Von Null auf 42“ über die 30 km-Distanz sprechen für sich, verdeutlichen aber auch zugleich die Kapazitätsgrenzen für eine überaus sympathische Veranstaltung. Knapp 100 000 Zuschauer und 42 Bands sorgten auf der Zwei-Runden-Distanz zwischen dem weitläufigen Messegelände, der Altstadt und der Dreisampromenade in der Karthäuserstraße für eine Stimmung, die Freiburg schon bei der zweiten Auflage zu einer der Großen der Szene macht. „Diese Veranstaltung passt nach Freiburg“ gab dann auch der Chef der Freiburger Wirtschaftsförderung Dr. Bernd Dallmann nach überaus respektablen 1:40:50 über die Halbmarathondistanz eine Steilvorlage an alle Neider, die Freiburg diesen überragenden Erfolg missgönnen möchten.
„Wir müssen in Freiburg nicht schwarz sehen“, genoss ein sichtlich
gelöster Gernot Weigl als Chef der veranstaltenden Agentur runabout den
Triumph, „ich habe auch keine Schwarzläufer gesehen“. Dies galt
vornehmlich an die Adresse des Badischen Leichtathletik-Verbandes, der
nach der Nichtanmeldung des Freiburg-Marathon als Volks- und
Straßenlauf in keinem Veranstaltungskalender auftaucht und den 14 000
Teilnehmern sogar eine Sperre angedroht, diese aber kurzfristig wieder
zurückgenommen hatte. Der deutsche Halbmarathon-Vizemeister Martin
Beckmann (Leinfelden-Echterdingen) ging sogar so weit, sich beim
Deutschen Leichtathletik-Verband rückzuversichern, um im Falle eines
Starts im Südbadischen keine Sanktionen befürchten zu müssen. Mit dem
„Freifahrtsschein“ im Rücken lieferte Beckmann einen nachhaltigen
Beweis seiner Leistungsfähigkeit als überlegener Sieger in 1:06:39
Stunden ab, ein Tempo, das er wie auch die Frauenerste Jeannette Vrga
(Darmstadt/ 1:18:43) in zwei Wochen beim Hamburg-Marathon durchzulaufen
gedenkt.
Hier die Stones, dort AC/DC, Van Halen und Konsorten, dort Guggemusik,
die Symbadische Senfoniker, der Musikverein Stetten oder Slainte mit
Irish Folk – selbst Freiburgs sportlicher Oberbürgermeister Dr. Dieter
Salomon war rasch im Lauffieber angesichts der mitreißenden
Musikpalette an seiner Dienststelle. Wie fit sich das Freiburger
Stadtoberhaupt präsentierte, mag an dem imaginären Duell mit
Assistenz-Bundestrainer Joachim „Jogi“ Löw zu erkennen sein, das er um
Längen, sprich zwanzig Minuten Vorsprung mit einer eigenen Leistung
knapp über der Zwei-Stunden-Marke klar für sich entscheiden konnte.
Freiburg erlebte auch das Aufeinandertreffen der beiden großen
Langstreckler der Neunziger, nämlich das von Dieter Baumann und
Stéphane Franke. Doch die Zeiten der Laufduelle der einstigen Rivalen
sind längst vorbei. Der 5000 m-Olympiasieger von 1992 begleitete als
Motivator und laufender Reporter das SWR-Projekt „Von Null auf 42“ beim
30 km-Lauf, während der heutige Buchautor und Eurosport-Kommentator
„einfach einmal ohne Druck“ die Halbdistanz mitjoggen wollte.
Die sportlichen Resultate beim Freiburg-Marathon müssen hingegen unter
anderen Maßstäben bewertet werden. Der interessante, äußerst
abwechslungsreiche Kurs durch die südbadische Universitätsstadt ist
nicht für schnelle Zeiten ausgelegt, denn viele Kehren und Kanten
bremsen wie auch die stetigen Steigungen und Gefällstücke oder das
Kopfsteinpflaster im Altstadtbereich das Renntempo. Raum jedoch
genügend für die „local heroes“ wie den angehenden Lehramtsreferendar
Max Frei, der sich nach seinem Halbmarathonerfolg im Vorjahr nun den
Marathonsieg „gönnte“. Ein Heimspiel, viermal an seiner Wohnungstür
entlang, in 2:27:41 Stunden. Ein Sieg mit Ansage, denn das
Berglauf-Nationalteammitglied, wollte „einfach nur gewinnen“. Ein
Gefühl wie in Alpe d’Huez lernte der leidenschaftliche
Landschaftsläufer live in seiner Heimatstadt kennen. Vorjahressieger
Ulrich Benz hatte gegen den geplanten Angriff in der
Kaiser-Josephs-Straße nichts entgegen zu setzen und musste sogar noch
Michael Sailer Rang zwei überlassen.
Überrascht war hingegen Vorjahressiegerin Birgit Bartels von ihrer
eigenen Leistungsfähigkeit, denn die 35jährige Diplom-Sportlehrerin war
erst vor wenigen Tagen von einem 3 500 km langen Laufabenteuer auf
Inka-Trails in den Anden zurückgekehrt und durfte sich mit einer
Endzeit knapp unter drei Stunden wiederum als Siegerin wieder feiern
lassen.
Auf das Renntempo beim in vierzehn Tagen startenden Hamburg-Marathon
wollten sich Martin Beckmann und Jeannette Vrga schon einmal in
Freiburg einpendeln, was beiden auch in scheinbar spielerischer
Leichtigkeit gelang. Der Schwabe zog schon an der blauen Brücke
unwiderstehlich dem für die TSG Heilbronn startenden Freiburger
Jonathan Post auf und davon und wurde ähnlich enthusiastisch wie wenig
später die gebürtige Kroatin mit Geburtsort Darmstadt gefeiert, die
nach 19 km die bislang souverän führenden Schweizerin Bernadette
Meier-Brändle an der Spitze ablösen konnte.
Wilfried Raatz
Ergebnisse Marathon:
Männer:
1. Max Frei (USC Freiburg) 2:27:41
2. Michael
Sailer (Neuburg) 2:28:19
3. Ulrich Benz (LG Brandenkopf) 2:29:27
4.
Rubel Welsch (PTSV Jahn Freiburg) 2:31:13
5. Harald Feierabend
(Teamsport Evolution) 2:32:47
6. Frank Brengartner (Pfaffenweiler)
2:39:19
Frauen:
1. Birgit Bartels (SV Kirchzarten) 2:59:35
2. Annette
Götz (SV Kirchzarten) 3:00:30
3. Ute Philippi (Aichelberg)
3:12:09
4. Martin Liebendörfer (Böblingen) 3:13:53
5. Katja
Friedländer (TV Großostheim) 3:14:57
6. Anja Strohe (Heusweiler)
3:15:41
Ergebnisse Halbmarathon:
Männer:
1. Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen)
1:06:39
2. Jonathan Post (TSG Heilbronn) 1:08:25
3. Urs Schönholzer
(SUI) 1:10:40
4. Milos Kratochvil (CZE) 1:13:06
5. Alexander Scherl
(SF Friedberg) 1:14:28
6. Paulo Magalhaes (POR) 1:15:25
Frauen:
1. Jeannette Vrga (ASC Darmstadt) 1:18:47
2. Bernadette
Meier-Brändle (SUI) 1:19:43
3. Beatrice Egger (SUI) 1:21:15
4. Maja
Pliska (SUI) 1:23:27
5. Chrissy Schmidt (TV Gundelfingen) 1:23:43
6.
Eva Scheu (Team Bock) 1:27:09.
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