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Vom Ausschluss zur Integration? Frauen und Olympische Spiele

Der Weg der Frauen nach Olympia war mit zahlreichen Stolpersteinen gepflastert. Der Widerstand richtete sich dabei nicht nur gegen die Beteiligung von Frauen am Sport, sondern auch gegen die "Emanzipation"

18.05.2005

Passend zum 21. AVON Frauenlauf - und unserem Anliegen seit Jahrzehnten den Laufsport der Frauen und Mädchen zu fördern und zu unterstützen - veröffentlichen wir einen Beitrag von Prof. Dr. Gertrud Pfister über die Beteiligung von Frauen am Sport, hier bei den Olympischen Spielen.

Gertrud Pfister hat schon an vielen Läufen von SCC-RUNNING aktiv teilgenommen. Sie war von 1981 bis 2000 Professorin an der Freien Universität Berlin, seit 2001 Professorin am Institut für Sportwissenschaft der Universität Kopenhagen. Vizepräsidentin des Deutschen Turnerbundes und der Internationalen Gesellschaft für Sportgeschichte, seit 2004 Präsidentin der Internationalen Gesellschaft für Sportsoziologie.


Einleitung / Fragestellung
Der Weg der Frauen nach Olympia war mit zahlreichen Stolpersteinen gepflastert. Der Widerstand richtete sich dabei nicht nur gegen die Beteiligung von Frauen am Sport, sondern auch gegen die "Emanzipation" und die als bedrohlich imaginierte Veränderung der Geschlechterordnung an sich. In einer Zeit, in der Modernisierungsprozesse die Geschlechterrollen im Alltag zu verändern drohten, sollten Sport und Olympische Spiele dazu beitragen, den Mythos männlicher Stärke aufrecht zu erhalten.

An den Auseinandersetzungen über die Beteiligung der Frauen an Olympischen Spielen waren Gruppen mit divergierenden Interessen, u.a. das IOC, die internationalen Fachverbände und der Internationale Frauensportverband, beteiligt. Im folgenden Beitrag sollen die Forderungen, Strategien und Ideologien dieser Interessengruppen rekonstruiert werden. Dabei wird deutlich gemacht werden, dass auch unter den am Diskurs beteiligten Frauen die Integration in die von Männern dominierten Olympischen Spielen umstritten war. Abschließend wird nach der Bedeutung der "olympischen Emanzipation" für die Bewegungskultur der Frauen und Mädchen sowie nach den gegenwärtigen Problemen und den Perspektiven der Frauen in der Olympischen Bewegung gefragt.

Außenseiterinnen bei Olympischen Spielen

Die Olympischen Spiele der Neuzeit waren von Männern für Männer erfunden worden. Frauen hatten in der olympischen Arena nichts zu suchen und in der olympischen Bewegung nichts zu melden. Wäre es nach dem Willen Baron de Coubertins, dem "Macher" der Spiele, gegangen, dann hätten Frauen überhaupt nur die Aufgabe gehabt, die Athleten von den Zuschauerrängen aus zu bewundern und die Sieger zu bekränzen. Deshalb durfte auch keine einzige Athletin bei den Wettkämpfen der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen 1896 antreten. Ironie des Schicksals: Zwei Frauen liefen "inoffiziell" die Marathonstrecke, eine vor und die andere nach den offiziellen Wettkämpfen (Pfister 2002).

Allerdings waren die Verantwortlichkeiten für die Organisation der Spiele zunächst nicht eindeutig festgelegt. Da die Olympischen Spiele 1900 und 1904 im Rahmen einer Weltausstellung stattfanden und die Entscheidung über das Programm weitgehend in den Händen des jeweiligen Organisationskomitees lag, wurde in vieler Hinsicht gegen Ideal des Olympismus verstoßen. Zu den von Coubertin beklagten negativen Entwicklungen zählte die Zulassung von Frauen zu einem Fest, das er als zeremonielle Feier männlichen Athletentums beschreibt. Bereits bei den zweiten Olympischen Spiele in Paris 1900 treten 17 Frauen zu Wettkämpfen in den Oberschichtsportarten Golf und Tennis an, freilich "ohne offizielle Zustimmung von Seiten des IOC“.

Erste Olympiasiegerin Helen de Portalès

Außerdem konnten Frauen an einigen der sogenannten gemischten Wettkämpfe teilnehmen. Die erste Olympiasiegerin war Helen de Pourtalès, die im Mai 1900 gemeinsam mit drei Männern in einem der elf Segelwettbewerbe siegte. Und es gab noch weitere "gemischte" Wettkämpfe, u.a. im Ballonfahren, im Drachensteigen und im Dressurreiten, bei denen sich allerdings die Wissenschaftler streiten, ob sie "olympisch“ waren oder nicht. Wenn sie berücksichtigt werden, dann beteiligten sich wesentlich mehr Frauen an den Spielen von 1900, als bisher von der Sportgeschichte an- und wahrgenommen wurde.

Nachdem 1904 in St. Louis nur acht amerikanische Bogenschützinnen an den Spielen teilgenommen hatten, stieg die Zahl der Olympiateilnehmerinnen 1908 und 1912 langsam an. Gleichwohl blieb das Programm für Frauen auch bei diesen Spielen auf wenige Sportarten mit hohem Sozialprestige und hohem Gesundheitswert beschränkt. 1908 standen Bogenschiessen, Tennis und Eiskunstlauf auf dem Programm der Frauen, außerdem beteiligte sich jeweils eine Frau am Segeln und am Motorbootfahren. 1912 durften Frauen im Schwimmen und Tennis antreten.

1908 zum ersten Mal deutsche Teilnehmerinnen

Die ersten Olympiateilnehmerinnen stammten überwiegend aus dem jeweiligen Gastgeberland; relativ kontinuierlich beteiligten sich vor dem 1. Weltkrieg nur Athletinnen aus Großbritannien, dem Land mit der längsten Sporttradition. Sie fehlten nur 1904 bei den Olympischen Spielen in St. Louis. Deutschland entsandte zum ersten Mal 1908 Sportlerinnen, zwei Eiskunstläuferinnen, zu den Olympischen Spielen nach London. Elsa Rendschmidt wurde Zweite im Einzelwettbewerb, Anna Hübler gewann mit ihrem Partner Heinrich Burger die Goldmedaille im Paarlauf (Kamper/Mallon 1992, S. 295).

Aufschwung 1912 in Stockholm

Einen Aufschwung erlebte der olympische Frauensport 1912: Zum ersten Mal kämpften Frauen bei den Olympischen Spielen in Stockholm um Meter und Sekunden. Die "feministischen" Schweden - so das Protokoll der Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) von 1911 - hatten Frauen zu Schwimmwettbewerben zugelassen. Dagegen lehnte das Schwedische Organisationskomitee den Antrag der Britischen Athletin Helen Preece auf eine Beteiligung am Modernen Fünfkampf ab.

Die Aufnahme einer so populären Sportart wie Schwimmen in das Frauenprogramm förderte die Beteiligung von Sportlerinnen aus zahlreichen Ländern: 11 Nationen hatten Athletinnen zu den Spielen in Stockholm entsandt (Odenkirchen 1993). Dem deutschen Team gehörten 5 Sportlerinnen an, die alle Medaillen erringen konnten.

Olympische Spiele und / oder "Frauenolympiaden"

Obwohl auch nach dem ersten Weltkrieg der Widerstand gegen die Beteiligung des "schwachen Geschlechts" am Wettkampfsport nicht überwunden war, wurden weitere Sportarten für Frauen olympisch: 1924 das Florettfechten, 1928 der Teamwettkampf im Turnen und die Leichtathletik, die besonders umstritten war. Die Leichtathletik hatte seit je her als die klassische Domäne der männlichen Athleten gegolten. Noch in den 20er Jahren konnte Karl Ritter von Halt, ein bekannter Leichtathlet und IOC-Mitglied von 1929 bis 1964, behaupten: "Der Kampf gebührt dem Mann, der Natur des Weibes ist er wesensfremd. Darum weg mit den Damenleichtathletikmeisterschaften ..." (zit. in Kühn 1926, S. 193). Das Eindringen von Frauen in das Zentrum der Olympischen Bewegung, in das Stadion, stieß bei Coubertin und vielen IOC-Mitgliedern auf energischen, lange anhaltenden, aber letztlich vergeblichen Widerstand.

Integration den „Männersport“

Die Integration in den "Männersport" war eine, die Organisation eigener Verbände und Veranstaltungen war eine andere Möglichkeit für Frauen, Sport und Leistungssport zu betreiben. Zu den ersten internationalen Wettbewerben für Frauen gehörten die "Frauenolympiaden", die 1921, 1922 und 1923 in Monte Carlo als Attraktion für die begüterten und sportbegeisterten Gäste des Fürstentums Monaco ausgetragen wurden (Meyer 1988). Der Erfolg dieser "Olympiaden", bei denen die Leichtathletik im Mittelpunkt stand, erleichterte die Organisation weiterer internationaler Begegnungen im Frauensport. U.a. fand am 30. Oktober 1921 in Paris ein Länderkampf zwischen England und Frankreich in der Leichtathletik und im Fußball statt, den der Französische Frauensportverband (FSFSF) und seine Präsidentin Alice Milliat initiiert hatten. Auf der dieser Begegnung folgenden internationalen Konferenz wurde dann die Fédération Sportive Féminine Internationale (FSFI) gegründet. Anlass war die Weigerung der International Amateur Athletic Federation (IAAF), sich für die Frauenleichtathletik einzusetzen. Begünstigt wurde diese Initiative durch die sportpolitische Konstellation in Frankreich, u.a. durch die Konkurrenz verschiedener eigenständiger Frauensportverbände.

“Olympische Frauenspiele“

Die wichtigste Aktivität der FSFI war die Durchführung "Olympischer Frauenspiele“ - 1922 in Paris, 1926 in Göteburg, 1930 in Prag und 1934 in London -, die die Leistungsfähigkeit der Athletinnen dokumentierten und in der Öffentlichkeit auf positive Resonanz stießen (Pfister 1994; 2001). Diese Frauenweltspiele waren die Trumpfkarte in den Auseinandersetzungen um den olympischen Frauensport. Sie boten nicht nur Athletinnen die Chance, durch ihre Beteiligung an internationalen Wettkämpfen die Marginalisierung des Frauensports zu überwinden, sie dienten der FSFI auch als wichtigstes Mittel, Druck auf das IOC und insgesamt Einfluss auf die Entwicklung des Frauensports auszuüben.

Die Auseinandersetzungen zwischen der FSFI und seiner Präsidentin, Alice Milliat, auf der einen, und dem IOC und dem IAAF auf der anderen Seite können im Rahmen dieses Beitrags nicht im einzelnen dargestellt werden. Sie endeten erst 1936 mit einem schleichenden Machtverlust und der mehr oder weniger erzwungenen Auflösung der FSFI.


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